Stadtmauer Rothenburg ob der Tauber
Wenn du Rothenburg ob der Tauber besuchst, solltest du unbedingt einen Spaziergang auf der mittelalterlichen Stadtmauer einplanen – denn hier spürst du die Geschichte der Stadt Schritt für Schritt. Die Altstadt wird auf rund 3,5 Kilometern nahezu vollständig von einer beeindruckenden Stadtbefestigung umschlossen, die mehr als 40 Türme und sechs Haupttore umfasst. Ein Großteil dieser Mauer ist erhalten – und etwa 2,5 km davon sind heute begehbar. Du spazierst in rund 5 Metern Höhe durch einen überdachten Wehrgang.
Der Ursprung dieser Befestigung reicht zurück bis ins späte 12. Jahrhundert, als die ersten Wälle und Palisaden noch aus Holz und Erde bestanden. Im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts wurden diese durch stabile Mauern aus Muschelkalkstein ersetzt – das Material, das bis heute das Stadtbild prägt. Diese Wehrarchitektur und das romantischem Fachwerk machen Rothenburg zu einem der bedeutendsten Orte mittelalterlicher Stadtbaukunst in Deutschland.
Du kannst an mehreren Stellen über Treppen auf die Stadtmauer hinauf steigen. Schmale Stufen führrn nach oben auf den Wehrgang. Wir sind am Galgentor hinauf. Das mächtige Tor ist über die Galgengasse in wenigen Minuten von der Innenstadt aus erreicht. Außerdem kannst du als Besucher direkt neben dem Galgentor am öffentlichen Parkplatz parken. Dort führen steile Stufen hinauf auf den Wehrgang. Oben angekommen hast du zwei Möglichkeiten: nach rechts zum Klingentor oder nach links bis zur Spitalbastei.





Auf dem Wehrgang nach rechts: Vom Galgentor zum Klingentor
Wenn du dich für den Weg nach rechts entscheidest, folgst du dem nördlichen Abschnitt der Stadtmauer. Schon nach wenigen Schritten kommst du zum Krummereck, einem alten Mauerturm, der einst als Müllplatz genutzt wurde – so pragmatisch war das Mittelalter. Bald darauf erreichst du den Henkersturm, der mit seiner besonderen Geschichte auffällt: Hier wohnte der städtische Scharfrichter. Er zwar räumlich und sozial getrennt von allen anderen – zwei getrennte Treppen führten für ihn auf und ab, damit er niemandem begegnete.
Die nächsten Stationen, der Pulverturm und das kleine Fürbringerstürmlein, erzählen von Verteidigung und Vorrat – sie dienten einst als Pulverlager und Wachräume. Auch wenn du sie heute nicht betreten kannst, lohnt sich ein Blick auf ihre massiven Mauern und winzigen Fensteröffnungen. Der Weg endet an einem der markantesten Bauwerke der Rothenburger Stadtbefestigung: dem Klingentor. Der gewaltige Torturm mit seinen filigranen Erkertürmchen steht in enger Verbindung mit der Wehrkirche St. Wolfgang, die direkt daneben liegt. Hier lohnt es sich, eine kleine Pause einzulegen und die Kasematten, das Schäfertor und die Wasseranlage zu besichtigen – in der Kirche ist ein kleines Museum untergebracht.
Dieser Abschnitt des Wehrgangs bietet dir viele stille Momente, Ausblicke auf die nördlichen Wohnhäuser der Altstadt und spannende Einblicke in das Leben hinter der Mauer. Er ist weniger touristisch überlaufen als der südliche Teil – ideal, wenn du es ruhiger magst.
Auf dem Wehrgang nach links: Vom Galgentor zur Spitalbastei
Wenn du am Galgentor nach links gehst, bewegst du dich entlang des südlichen Abschnitts der Stadtmauer – und das bedeutet: mehr Türme, mehr Geschichte und mehr Publikum. Du startest mit dem Durchqueren des Thomasturms und kommst zum Weiberturm, der einst als Frauengefängnis diente. Der Wehrgang bietet dir hier einen hervorragenden Überblick über das östliche Rothenburg und das weite Umland.
Ein Highlight ist der Röderturm, der als einziger Turm der Stadtmauer bestiegen werden kann. Wenn oben die Fahne weht, ist geöffnet – für etwa 2,50 € Eintrit kannst du über enge Holzstufen bis ganz nach oben steigen. Die Aussicht auf die Altstadt und das Taubertal ist atemberaubend – unbedingt empfehlenswert!
Danach geht es weiter über den Hohennersturm und den berüchtigten Faulturm, in dem früher schwere Verbrecher eingesperrt wurden. Der Wehrgang öffnet sich nun mit herrlichen Ausblicken – du siehst die berühmte Gerlachschmiede. Beim Sieberturm könntest du den Wehrgang der Rothenburger Stadtmauer verlassen und zum bekannten Plönlein hinunter steigen. Du siehst das berühmteste Fotomotiv Rothenburgs nicht vom Wehrgang auf der Stadtmauer.
Wenn du das letzte Stück des Wehrgangs weiter gehst, erreichst du am südlichen Ende das Spitaltor. Am Spitaltor endet der Wehrgang. Über stufen gehst du hinunter. Du stehst nun direkt an der Spitalbastei, einem gewaltiges Bastionsbauwerk aus der Renaissancezeit. Zwei dicke Mauerringe, Fallgitter, Wehrgänge, Schießscharten und sogar ein kleiner Innenhof lassen dich regelrecht in eine Verteidigungsarchitektur eintauchen, wie man sie heute nur noch selten findet. Der Wehrgang endet hier spektakulär mit Blick auf das vorgelagerte Spitaltor, durch das du wieder zurück in die Stadt gelangst. Schau dir das unbedingt an! Uns hat die Spitalsbastei fasziniert – sie ist eine der Rothenburg Geheimtipps und kostet keinen Eintritt.
Auf- und Abgänge auf die Stadtmauer in Rothenburg
Fünf Tore bieten einen direkten Zugang über Treppen auf den Wehrgang: Am Klingentor im Norden beginnt der Wehrgang und ist dort über eine steile Treppe zugänglich. eiter östlich befindet sich das Galgentor (auch „Würzburger Tor“ genannt), das ebenfalls einen Einstieg ermöglicht. Besonders zentral liegt das Rödertor, dessen angeschlossener Röderturm nicht nur einen Zugang zum Wehrgang, sondern auch eine Aussichtsmöglichkeit über die Altstadt bietet. Beim Ruckesser kannst du direkt vom Plönlein auf die Rothenburger Stadtmauer hinauf. Schließlich gibt es am südlichsten Punkt der Stadtmauer, beim Spitaltor mit der imposanten Spitalbastei, einen weiteren Aufgang, über den man den Wehrgang betreten oder verlassen kann.
Persönliches Fazit zur Stadtmauer Rothenburg ob der Tauber
Ein Spaziergang auf dem Wehrgang der Stadtmauer in Rothenburg ob der Tauber ist echt lohnend. Es ist ein einmaliges Erlebnis hoch über den Dächern der mittelalterlichen Alstadt zu gehen. Wir fanden es beeindruckend, den Wehrgang komplett zu gehen. Zwischen dem Klingentor im Norden und dem Spitaltor im Süden gibt es allerdings einen Abschnitt, in dem kein Wehrgang auf der Stadtmauer verläuft. Aber auch hier lohnt sich der Weg: Entlang der Stadtmauer kann man gemütlich spazieren und dabei immer wieder neue Blickwinkel auf die Altstadt entdecken.
Ein besonderer Höhepunkt, den du auf dem Weg zum Spitaltor keinesfalls verpassen solltest, ist das Plönlein – das weltberühmte Fotomotiv mit seinem schiefen Fachwerkhaus und den beiden darunterliegenden Toren. Und hier wartet auch ein kleiner Geheimtipp: Etwas unterhalb des Plönleins liegt das Kobolzeller Tor. Es gehört nicht zur direkten Route entlang des Wehrgangs, ist aber definitiv einen Abstecher wert. Auch hier kannst du die Stadtmauer betreten – mit einem großartigen Ausblick auf Rothenburgs Befestigungen und das Taubertal.
Der gesamte Wehrgang und die Stadtmauer sind kostenlos zugänglich, es gibt keine Eintrittsgebühren und auch keine festen Öffnungszeiten. Du kannst also in deinem eigenen Tempo losziehen und Rothenburg ob der Tauber aus einer einmaligen Perspektive erleben – früh morgens im stillen Licht oder am Abend mit Blick auf den Sonnenuntergang über den Ziegeldächern.

